das "Saupsdorfer Moor"

Angefangen hat es eigentlich vor etlichen Jahren, als mir beim Umräumen ein Schulaufsatz meines Vaters in die Hände fiel. Darin ging es um die Wasserversorgung unseres Ortes in den 50er und 60er Jahren. Und unter anderem war darin vom "Saupsdorfer Moor" die Rede, was mich in dem Moment gewaltig überraschte - da ist man hier aufgewachsen und weiß nicht, daß man ein Moor vor der Haustür hat...

Des Rätsels Lösung: das Moor existierte seit Jahrzehnten praktisch nicht mehr. Ursprüngslich war es ein nur wenige hundert Quadratmeter großes Quellmoor, welches an einem Bergkamm direkt auf der deutsch-tschechischen Grenze lag. Allerdings wurden nach dem 2. Weltkrieg auf unserer Seite des Berges Brunnen für die zentrale Trinkwasserversorgung niedergebracht. Resultat: der Grundwasserspiegel sank und die Quellen, die das Moor speisten, versiegten fast völlig. Als ich das ehemalige Moor aufsuchte, fand ich stattdessen nur noch eine Waldwiese mit einigen feuchten Stellen und ein paar Bänken aus Torfmoos. Kein Wunder also, daß es in Vergessenheit geraten war.

Mitte der 80er Jahre wurden die Brunnen stillgelegt, als unser Ort an das Trinkwassernetz angeschlossen wurde. Und ganz allmählich begann auch der Grundwasserspiegel am Berg wieder zu steigen, die Quellen kehrten zurück. Und das Moor erholt sich wieder. Nur langsam zwar, aber immerhin. Die Bodenfeuchtigkeit bleibt wieder hoch, die Torfmoose breiten sich wieder aus. Natürlich wird es noch viele Jahre dauern, bis sich alles erholt hat, aber der Anfang ist gemacht.

Begünstigt wird dies auch dadurch, daß das Moor fernab der Wanderwege unmittelbar auf der Staatsgrenze liegt. Das heißt, außer dem BGS und vereinzelten Pilzsuchern verirrt sich niemand dorthin. Das bergige (und nun auch wieder sumpfige) Gelände und die umgebende Wildnis aus Felsblöcken verhindern eine intensive forstwirtschaftliche Nutzung. Dieses Fleckchen Erde kann sich also praktisch ungestört erholen.

Die Pflanzenwelt im Moor beschränkt sich im Moment leider noch auf Torfmoose und spärliche Büschel von Wollgras. Bilder dazu werden wohl erst nächstes Jahr erscheinen. Ich hab echt nicht daran gedacht, dort mal zu fotografieren - und mittlerweile ist alles grau in grau...